PKSH führte den 5. Norddeutschen Psychotherapeutentag am 1. und 2. Juni 2018 in Kiel durch

Bild von der Podiumsdiskussion des 5. NPT
Auf dem Podium: D. Schulz, J. Batista, S. Ziemann, Prof. H. Schulz, Dr. R. Ennenbach und Dr. O. Rogner (von links).                                                                                                      Photo: Th. Faust

Ein Jahr Psychotherapie-Richtlinie - Fluch oder Segen? so lautete das Motto, unter dem Präsident Dr. Oswald Rogner am Freitag bei strahlendem Sonnenschein mit einer politischen Diskussion den Psychotherapeutentag eröffnete.

Geladen waren für die Wissenschaft Herr Prof. Schulz, für die Ersatzkassen Herr Ziemann und für die Kassenärztliche Vereinigung Herr Dr. Ennenbach, die Seite der niedergelassenen KollegInnen wurde durch Frau Schulz vertreten und die PatientInnen durch Frau Batista von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Eingangs referierte Prof. Schulz vom UKE die Ergebnisse der von der BPTK beauftragten Studie zu den Wartezeiten für PatientInnen nach Inkrafttreten der neuen Richtlinie. In Schleswig-Holstein sind demnach die Wartezeiten auf ein Erstgespräch auf 8,2 Wochen zurückgegangen. Dies bedeute jedoch keinen Therapieplatz. Hier liege die Wartezeit immer noch bei unzumutbaren 21,7 Wochen!

Dagmar Schulz bewertete die neuen Leistungen der psychotherapeutischen Sprechstunde und der Akutbehandlung als Ergänzung für PatientInnen positiv, gleichzeitig führten diese jedoch für die PatientInnen in einen Flaschenhals. Darüber hinaus kritisierte Frau Schulz, dass der in Aussicht gestellte Bürokratieabbau in der Praxis nicht angekommen sei  auf Seiten der Behandelnden durch die fachlich-inhaltlich unsinnige Trennung von KZT 1 und KZT 2. Gleichwohl hätten die Krankenkassen für sich selbst einen Büroratieabbau zu Lasten der PsychotherapeutInnen durchgesetzt.

Die Zuhörenden, die sich aktiv an der Diskussion beteiligten, kritisierten vor allem das restriktive Vorgehen der Kassen bei der Bewilligung von Kostenerstattung. Ein unverständliches Vorgehen angesichts der Versorgungsdefizite, die die fehlende angemessene Bedarfsplanung zur Konsequenz hat. Auch die Patientenvertreterin Frau Batista merkte an, dass die Anfragen von PatientInnen, auch nach Inkrafttreten der Richtlinie unverändert hoch seien. Beifall erntete Herr Dr. Ennenbach für die Kritik an den Überlegungen der Kassen, die probatorische  Sitzungen ebenfalls über die Terminservicestelle vermitteln zu wollen. Dies sei fachlich nicht umsetzbar und eine Zumutung für die niedergelassenen PsychotherapeutInnen.

Einig waren sich zum Schluss alle Podiumsteilnehmenden darin, dass es eine Überversorgung nur auf dem Papier gebe und eine angemessene Bedarfsplanung dringend von Nöten sei.

Am Samstag folgte ein Fortbildungstag mit zahlreichen Workshops, die mit insgesamt 140 Teilnehmenden sehr gut angenommen und ausgebucht waren. ADHS im Erwachsenenalter, Trauma-Release-Exercises, Körpersprache in der Psychotherapie und Psychotherapie im Alter waren einige Beispiele für die insgesamt acht Workshops, mit denen die Kammer ihren  Mitgliedern ein vielfältiges Fortbildungsangebot zur Auswahl stellte. Die Möglichkeit zum kollegialen Austausch wurde in den Pausen intensiv genutzt.

Einen unterhaltsamen und fröhlichen Abschluss der Veranstaltung gestaltete Peter Paul mit einer gelungenen Pantomime zu sozialen Themen der Gesellschaft, bei der es ihm gelang, Sehnsüchte, Hoffnungen und tragisch-komische Momente auch ohne Worte in einer mitreißenden Art und Weise darzustellen.

Eine insgesamt gelungene Veranstaltung, die bei den Mitgliedern großen Anklang fand.